MITERLEBTE GESCHICHTEN
Susan
E.mail der Mutter (Ärztin):
"vielen Dank für unser Treffen am 04.08.2023!
Ich fand es wunderbar, denn es hat mir einige neue Informationen gegeben und Gedankengänge angeregt.
Susan hat auf dem Heimweg noch nicht geschlafen und auch wieder sehr geweint, als wir sie bettfertig gemacht haben. Die Phase haben wir aber unterbrochen und es geschafft, dass ihre Augen offen bleiben. Beim Kuscheln mit meinem Mann und Blick aus dem Fenster konnte sie sich dann selbstständig wieder beruhigen. Beim nächsten Schreien haben wir sie auf die Matte gelegt und sie hat sich ein paar Mal abgestoßen und wir sie darin ermutigt und sie gestärkt.
Ich muss ehrlich sagen, dass es mir bereits im Familienzentrum dabei gut ging, weil ich tatsächlich sofort das Gefühl hatte, dass dieses Weinen anders und „besser“ ist. Ich fühlte mich viel weniger machtlos.
Ich habe mich so oft gefragt, wie ich Susan die offensichtlich vorhandene Angst vor dem Schlafen nehmen kann. Deshalb habe ich immer versucht, sie mit unseren Schlafliedern zu beruhigen. Diese kennt sie bereits aus der Schwangerschaft und ich erinnere mich an ihren aufmerksamen und nachdenklichen Blick, als wir sie das erste Mal außerhalb des Bauches gesungen haben. Ich bin mir sicher, dass dies ein schöner Moment für sie war und ihr vielleicht auch deutlich machen konnte, dass Mama Papa nach der anstrengenden Geburt weiterhin für sie da sind.
Ein „Fehler“ war es vielleicht, vor dem Schlaf einfach nur diese Art der Beruhigung zu versuchen, statt ihr mehr zuzuhören.
Wir haben sie in den Tagen nach unserem Treffen vermehrt weinen lassen. Es kam auch von ihr tagsüber, so kannten wir das eigentlich kaum.
Es war auf jeden Fall auch gut zu wissen, dass sie nicht alleine ist und andere Kinder vielleicht sogar noch mehr leiden. Susan ist ja noch sehr jung und kann so vielleicht alles rechtzeitig verarbeiten und nicht erst als Kleinkind, wie in dem von Ihnen berichteten Fall.
Außerdem bestätigte das auch meinen Instinkt der ersten Wochen nach der Geburt, in denen sie abends noch stärker weinte und ich sie aus Verzweiflung oft einfach nur ganz fest und sicher festgehalten habe, bis sie erschöpft einschlief.
Sicher gab und gibt es unglaublich viel zu verarbeiten! Die vielen Reize und Erlebnisse eines Tages sind da natürlich am naheliegendsten. Nun haben wir noch einen weiteren wichtigen Teil der Geschichte und Erlebnisse verstanden und mit ihr erlebt! Vielen Dank dafür!
Sehr einleuchtend fand ich in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass das Schlafen auch Angst vor schlechten Träumen und dem Alleinsein damit darstellen kann. Zuhause habe ich weiter darüber nachgedacht und auch ich kenne (zum Glück selten) Träume, in denen man zum Beispiel wegrennen möchte und nicht von der Stelle kommt. Vielleicht fühlt sich eine schwere Geburt so in etwa für das Kind an.
Ein weiterer wichtiger Punkt war es auch, mir bereits nach unserem Telefonat einzugestehen, dass ich meine Bedürfnisse nicht vernachlässigen darf. Ich musste unserem Baby von Anfang an sehr viel geben, was vor allem was ihren Hunger und unsere Stillprobleme anging. Ich habe es zwar schon gewusst, aber nach dem Gespräch erst akzeptiert, dass auch ich nicht unendlich viel Kraft habe und diese irgendwie wieder regenerieren muss. Insofern bin ich dankbar, tatsächlich viel familiäre Unterstützung zu haben und werde diese nun mit weniger schlechtem Gewissen einfordern und wertschätzen können.
Neulich haben mein Mann und ich eine 20 km lange Fahrradtour am Nachmittag gemacht und das war wirklich eine schöne Verschnaufpause.
Können Sie mir in dem Zusammenhang noch einmal den zweiten Teil des Zitats „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“ mitteilen? Den fand ich sehr gut, aber habe ihn leider vergessen.
Ich glaube, dass wir nun alles noch einmal besser verstanden haben und Lelia weint eigentlich nur noch aus direkt nachvollziehbaren Gründen wie Hunger oder Müdigkeit. Wir brauchen also aus unserer Sicht keinen Folgetermin.
Mit freundlichen Grüßen
Susan, Papa und Mama"
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